Alles im Fluss oder so? Change Management in der Digitalisierung

Die einzige Konstante in der digitalen Ära sei Veränderung. Darum braucht es einen Chief Digital Officer mit Bart, damit ein Unternehmen im Markt bestehen kann. Alles falsch. Es braucht unternehmerisch agierende Profis. Wir immer schon.

Landläufig hört man oft die falsche Annahme, dass die Digitalisierung für Unternehmen und die Gesellschaft eine stetige und schnelle Veränderung bedeutet. Alles sei im Fluss und Veränderung die einzige Konstante. Das ist nicht nur Schwachsinn sondern unternehmerisch sogar gefährlich.

Eines befürworte ich: Wir müssen auf die Veränderungen der Digitalisierung adäquat reagieren. Wir müssen also über Veränderungsprozesse bzw. Change Management sprechen. Wir dürfen aber Change Management nicht als stetiger Prozess von "Alles ist im Fluss" verstehen sondern.

Der im Juni 2015 verstorbene Organisationspsychologe Peter Kruse hat hierzu ein paar bemerkenswerte Hinweise geliefert. Er bezeichnete Unternehmen als System, welche nach einem stabilen Zustand oder Ordnung suchen. Systeme in stetigem Fluss ("Panta Rei") bezeichnet er sogar als psychotisch.

Unternehmen haben mit der Digitalisierung einige Herausforderungen zu meistern. Für Führungskräfte gilt es, einige Spielregeln auf dem Markt zu verstehen und in geeigneten Strategien umzusetzen. Gerade für Führungskräfte ist aber das Mindset für die anstehenden Veränderungen wichtig. Die Digitalisierung ist lediglich als eine herausforderung für das strategische Management zu verstehen. Wie also kann ein Unternehmen adäquat auf die Herausforderung der Digitalisierung reagieren?

Es gilt hier die Grundannahmen von Veränderungsprozessen oder Change Management festzuhalten. Ein Change Management ist die Veränderung des Unternehmens von einem stabilen Zustand in einen nächsten. Ein Unternehmen strebt immer nach einer stabilen Ordnung. Um aber von einem stabilen Zustand in einen nächsten zu kommen muss man die bestehende Stabilität stören. Dazu braucht es die Bereitschaft des Unternehmens über eine Krise in einen nächsten stabilen Zustand zu kommen. Das Ziel der Führungskräfte muss das stabile Funktionieren des Unternehmens sein.

Die in den nächsten Jahren erfolgreichsten Firmen werden jene sein, die die Fähigkeit haben, solche Übergänge einzugehen. Einen solchen Übergang einzugehen ist ein Risiko. Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden und des Unternehmens gehen zurück. Unternehmen müssen aber diesen Preis investieren um in die nächste Geländekammer zu kommen, wo die Profitabilität höher sein muss.

Hier kann unterscheidet sich ein Manager von einem Unternehmer. Der Manager optimiert Prozesse und sorgt dafür, dass die Funktionen des Unternehmens Gewinn erzeugt. Der Unternehmen hingegen investiert in Prozesse, von denen er den Erfolg noch nicht genau kennt. Dem sagt man unternehmerisches Risiko.

Um dieses Risiko zu minimieren muss man den Markt sehr gut kennen. Die Zeit nach der Veränderung muss ja auch etwas mit den Möglichkeiten auf dem Markt zu tun haben. Ein Unternehmer gestaltet also Change Management immer mit dem Fokus auf dem Markt. Der Veränderungsprozess muss die Ressonanzfähigkeit meines Produktes erhöhen.

Erfolgreich werden jene Unternehmen sein, die bereits sind, durch das Todestal der Unsicherheit zu schreiten. Respekt verdienen dann jene, welche es gewagt haben.

http://issuu.com/martinkathriner/docs/lhebdo?e=27006142/40777990

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