Eidgenössische Digitale Staatsbürgerschaft

Die digitale Morgenröte scheint am schönsten in Estland. Das ist keine Prosa sondern Realpolitik. Die estnische Regierung setzt schon lange auf eine konsequente Digitalisierung staatlicher Dienstleistungen. Bemerkenswert ist dabei die e-Residency.

Das Angebot einer digitalen Staatsbürgerschaft zeigt, wie konsequent die Verantwortlichen in Estland die Digitalisierung umsetzen. Die e-Residency bietet Unternehmen einen einfachen und direkten Marktzugang. Im 2009 (sic!) reichte dies sogar zu einem Weltrekord: Die schnellste Zeit für die Gründung einer Rechtskörperschaft. In 18 Minuten.

Die Vorteile der estnischen Lösung liegen auf der Hand: Mit geringen Kosten können Unternehmer eine Entität gründen, welche EU-Recht untersteht. Notabene ohne ins Land zu reisen oder jemanden vor Ort damit zu beauftragen. Für die Geschäftsführung stehen eine webbasierte Buchführung mit einer Schnittstelle an die digitale Steuererklärung zur Verfügung. Will man lokale Verträge abschliessen, können sich die Vertragsparteien einer digitalen Signatur bedienen.

Also, liebe Weichensteller der Schweizer Wirtschaft: Was sind nun die Hausaufgaben um eine Eidgenössische Digitale Staatsbürgerschaft einzuführen?

Das Rückgrat bildet eine validierbare digitale Identität. Der Bundesrat hat dazu im Januar 2016 eine vernünftige Entscheidung getroffen. Bis Ende 2016 soll das EJPD eine Vernehmlassung erarbeiten, damit entsprechende Dienstleister aus dem Markt ihre Services zertifizieren lassen können. Hinsichtlich der Kadenz des technologischen Wandels macht eine marktnahe Umsetzung viel Sinn.

Ist eine eID praktikabel eingerichtet müssen die Details geregelt werden: Eine nahtlose Anbindung an die relevanten nationalen und kantonalen Behörden. Was ist dabei das grösste Risiko? Der Faktor Zeit. Den aus der estnischen Morgenröte wird in absehbarer Zeit ein Sommertag, den wir nicht verschlafen sollten.

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